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Die jungen Jahre der Alten Meister

Verantwortlicher Autor: Staatsgalerie Stuttgart/Kirsten Ernst Stuttgart, 26.05.2019, 23:42 Uhr
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Anselm Kiefer - Heroisches Sinnbild VIII - 1970/71
Anselm Kiefer - Heroisches Sinnbild VIII - 1970/71   Bild: Sammlung Würth © Anselm Kiefer

Stuttgart [ENA] Kiefer, Baselitz, Richter und Polke. Vier Namen aus Deutschland, die in der ganzen Welt bekannt sind. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnete am 11. April 2019 die Ausstellung »Die jungen Jahre der Alten Meister« in der Staatsgalerie in Stuttgart.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den 1960er Jahren. Und so zeigen die Künstler in rund 100 Werken, wie sie sich in ihren frühen Arbeiten mit einer Zeit auseinandersetzten, die geprägt war von Herausforderungen und Umbrüchen, Utopien, Neuorientierungen, Macht und Protest. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt der Westteil des zerstörten und bald geteilten Deutschlands nicht nur ein rasches Wirtschaftswunder, sondern beginnt auch mit der Aufarbeitung der eigenen Geschichte. Vor allem die Jugend stellt die restaurative Politik immer mehr in Frage.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann meint zu der Ausstellung: „In den bewegten 1960er-Jahren der Bundesrepublik legten Georg Baselitz, Gerhard Richter, Sigmar Polke und Anselm Kiefer mit ihren Werken den Grundstein für ihr in der deutschen Nachkriegskunst einzigartiges Schaffen. Ihre Werke setzen sich mit einer Zeit auseinander, in der die schlimmsten Kriegstrümmer geräumt waren – jedoch nicht die Folgen der Nazi-Herrschaft. Baselitz‘, Richters, Polkes und Kiefers Kunstwerke regen den Betrachter auch heute noch zur Reflexion über Geschichte, Identität und den Umgang mit Vergangenheit und Gegenwart an. Doch was diese Werke schwingen lässt, reicht – wie stets bei guter Kunst – noch weit darüber hinaus.“

Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart, betont: „Georg Baselitz, Gerhard Richter, Sigmar Polke und der etwas jüngere Anselm Kiefer haben entscheidenden Anteil an diesem gesellschaftlichen Diskurs. Sie nehmen in ihrem Frühwerk den Geist der Zeit auf. Obgleich sie sich alle selbst unpolitisch nennen, prägt ihre Kunst vor allem im Ausland bis heute das Bild eines neuen, kritischen Deutschlands. Darüber hinaus stellen sie mit ihren Gemälden die damalige Vorherrschaft der Abstraktion infrage.“

Die vier Künstler begegnen den zerstörten moralischen und geistesgeschichtlichen Traditionen und Werten mit fulminanten malerischen Bildausbrüchen und skandalträchtigen Aktionen oder mit prosaischen Zugriffen auf die Gemeinplätze des Alltags. Baselitz malt zerrissene, geteilte Helden. Polke und Richter führen die Absurdität und Leere des allseits verlockenden Konsums vor. Anselm Kiefer hingegen legt die Wurzeln des sogenannten »Dritten Reiches« in der deutschen Geschichte offen. Erstmals werden die Werke dieser vier Meister zusammen in einer Ausstellung gezeigt und diese wichtige Etappe deutscher Geschichte sichtbar gemacht.

Die Ausstellung wird begleitet von einer zeitgeschichtlichen Dokumentation im Foyer der Staatsgalerie, in der die 1960er-Jahre anhand von politischen Ereignissen, Werbung und Beispielen der Popkultur beleuchtet werden. Schlaglichter auf Musik, Politik und Alltag umreißen das Spannungsfeld zwischen Heintje und Rolling Stones, dem Wirtschaftswunder und Studentenprotesten.

Dem Gastkurator Götz Adriani ist dieses Projekt zu verdanken. Er ist nicht nur ein Weggefährte dieser Generation, sondern auch mit den Künstlern der Ausstellung seit langem freundschaftlich verbunden. Seine Gespräche mit Georg Baselitz, Gerhard Richter und Anselm Kiefer sowie ein sehr persönlicher Text über Sigmar Polke machen den Ausstellungskatalog zu einem dokumentarischen Zeitzeugnis. In Stuttgart ist die Ausstellung vom 12.4.2019 bis zum 11.8.2019 zu sehen. Anschließend geht sie vom 12.9.2019 bis 5.1.2020 in die Deichtorhallen nach Hamburg. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

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