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Ehrenpreis des Buchhandels für Navid Kermani

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 27.06.2021, 13:58 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 8393x gelesen

Wien [ENA] Wer ist dieser Navid Kermani, der der diesjährige Preisträger des "Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels in Denken und Handeln" ist? Geboren 1967 in Siegen in Deutschland als Sohn iranischer Eltern, die 1959 in die BRD eingewandert waren, ist er mit seinen Büchern wie "Der Schrecken Gottes", "Ungläubiges Staunen" oder "Zwischen Koran und Kafka" einer der gefeiertesten Schriftsteller im deutschsprachigen Raum.

Und das ist verständlich, denn mit unbestechlicher Klarheit, gleichzeitig mit Distanz und Ironie, durchwandert er die Heiligtümer europäischer Theologie-und Literaturgeschichte und misst sie an seinem Weltbild, dass noch immer tief und sehnsuchtsvoll im Islam verwurzelt ist. In seiner Dissertation "Gott ist schön: Das ästhetische Erleben im Koran" versucht Kermani einen Exkurs über Sprachmagie, schwärmt über den Text als Partitur und verwebt Dichtung und Prophetie zu einer Genieästhetik und zur Sprache der Engel. Immer wieder betont er, dass der Glaubensbeweis des Islams ein sprachpoetischer ist, der tief in der altarabischen Kultur verwurzelt ist. Und doch sind seine Texte ein Hin und Her zwischen religiöser Wehmut und Flucht ins Profane.

Das macht ihn menschlich und verständlich für alle, die das Zusammenspiel der deutschen und orientalischen Seele in diesen Zeiten des regen Kulturaustausches besser verstehen wollen. Navid Kermani bedient als Schriftsteller durchaus diese Neugier der europäischen Leserschaft. Das zeigt sich auch, dass er bei den 13. Europäischen Literaturtagen 2021 in der Wachau teilnehmen wird. In seinem Buch, "Zwischen Koran und Kafka" vergleicht eine Freundin seine Texte mit dem Pathos der sozialistischen Propheten, die im 19.Jh hauptsächlich jüdische Kosmopoliten waren. Auch sie haben sich sehr bald als intellektuelle Avantgarde in den vorherrschenden theoretischen Diskurs eingebracht und damit die Gesellschaft nachhaltig verändert und bereichert.

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